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Unverhofft zum ersten Marathon – 32. Frankfurt Marathon, Frankfurt a. M., 27. Oktober 2013

Veröffentlicht am 31.10.2013

Brezellauf 2013

Ein Laufbericht von Uli Schiffgen

Steffi hatte sich als Ziel für ihren diesjährigen Herbstmarathon Frankfurt am Main ausgesucht. Der älteste und zugleich zweitgrößte City-Marathon Deutschlands zeichnet sich unter anderem durch seine flache und schnelle Strecke aus. Weitere Punkte, die für Frankfurt sprachen, waren die gute Erreichbarkeit und dass das Teilnehmerfeld mit rund 12'000 Teilnehmern deutlich kleiner ist als in Berlin.

Als treuer Zuschauer angereist, war es für mich schön, unsere Freude treffen zu können, die in der Nähe von Frankfurt wohnen, und dass beim Frankfurt-Marathon, ähnlich wie in Berlin, am Vortag ein "Frühstückslauf" angeboten wird, an dem auch ich teilnehmen wollte.

Außerdem war wie bislang bei allen von Steffis Marathons ihr Vater mit einer guten Marathonform angereist sowie sehr gute Freunde aus Neuss, die einmal mehr die 42,195 km bewältigen wollten.

Die nahe der Innenstadt und dem Bankenviertel gelegene Frankfurter Messe stellt den organisatorischen Dreh- und Angelpunkt des Frankfurt-Marathons dar. Dort befindet sich auch die Marathon-Messe, auf der die Teilnehmer ihre Startunterlagen abholen. So machten sich Steffi und ihr Vater Reinhard am Samstag nach dem Brezellauf – so heißt der Frühstückslauf in Frankfurt – zum Abholen ihrer Startunterlagen auf. Da wir danach noch die Marathon-Messe besuchen wollten, war ich ebenfalls mit dabei. Als wir zufällig vor dem Schalter für die Nachmeldungen standen, stellte Steffi erneut eine Frage, die ich schon am Vorabend mehrfach und rational leicht zu begründen mit einem knappen und entschiedenen NEIN beantwortet hatte. Sie hatte die verrückte Idee, dass ich mich nach meinem ersten Halbmarathon in Basel, der 5 Wochen zurücklag, jetzt auch für meinen ersten Marathon anmelden sollte. Den Weg des geringsten Widerstands suchend sagte ich zu. Immerhin war meinem Halbmarathondebüt eine Phase der ausgiebigen Regeneration gefolgt. Zudem reizte mich die Erfahrung, wie weit ich wohl kommen würde, wenn ich von Anfang an in einem Wohlfühltempo joggen würde.

Der Tag der Tage begann trotz Sturmtief recht entspannt. Mit der S-Bahn bis zur Messe. Dort durch lange Gänge trockenen Fußes und nicht allzu zerzaust zum Marathon-Start. Steffi und Reinhard gruppierten sich im Startblock der 4 Stunden-Läufer ein und ich im Startblock "Festhalle" – der Name war Programm. Leider bis auf das Hallendach, wie ich kurz nach dem Start bei einem kräftigen Regenschauer, den das Sturmtief Christian mitbrachte, feststellen durfte. Nach einem Halbmarathondebüt in 1:57 Std. lag für mich das geplante Wohlfühltempo für meinen ersten Marathon bei einer Pace zwischen 6:30 und 6:40 pro Kilometer. Die ersten 12 km führten auf breiten Straßen und in etlichen Schlaufen durch das Frankfurter Bankenviertel. Auf einigen Passagen begegneten mir dabei die Läufer aus den vorderen Startblöcken, die schon einige Kilometer mehr auf den Tacho hatten, die ersten in einem beeindruckenden Tempo. Ich selbst bemühte mich, in einer langsamen und gleichmäßigen Geschwindigkeit voranzukommen und orientierte mich dabei an älteren Läufern, denen ich hierbei mehr Erfahrung zutraute als den frischen Semestern. Bei Kilometer 13 überquerten wir den Main. Auf langen, geraden und teilweise dem Gegenwind ausgesetzten Straßen ging es dann durch Wohn- und Gewerbeviertel Richtung Halbmarathon. Laufzeit bislang 2:20:01und alles im grünen Bereich.

Ab jetzt beginnt Neuland: Bei Kilometer 24 geht es wieder über den Main. Zum ersten Mal Rückenwind. Dann noch einmal gegen den Wind bis zum Wendepunkt bei Kilometer 27,5. Es folgt eine fast 10 km lange, gerade und breite Straße zurück Richtung City. Laut Karte des Veranstalters heizen auf dieser Straße die meisten Samba-Bands den Läufern ein. Leider nicht, als ich kurze Zeit später diesen Streckenabschnitt passiere. Die Bands nehmen ihre wohlverdiente Pause, wie auch immer mehr Läufer. Ich habe noch Rückenwind – Mainhattan, ich komme. Ab Kilometer 36 säumen wieder mehr Zuschauer die Straßen. Es geht noch einmal in die Innenstadt mit ihren beeindruckenden Bankentürmen. Steffi und Reinhard sind bestimmt schon im Ziel. Der Wind spielt zwischen den Hochhäusern. Aus Rückwind wird bei der nächsten Häuserecke starker Gegenwind. Kilometer 38: Am Straßenrand steht der freundliche Herr in dem roten Kostüm mit den Hörnern und dem Dreizack in der Hand, den man von der Tour de France kennt, und schaut mir tief in die Augen. Mich kriegst du heute nicht mehr! Die große Lust am Laufen ist mir jedoch vergangen. Die letzten Kilometer ziehen sich. Den Schlussspurt habe ich schon abgesagt. Der Einlauf in die Frankfurter Festhalle, als Stimmungshöhepunkt des Laufes gepriesen, fällt dem Tunnelblick zum Opfer. Kurz vor dem Ziel streckt mich ein wild jubelnder Sportsfreund mit seiner unkontrolliert fliegenden Faust noch fast zu Boden. Ziel erreicht, Uhr abdrücken, verschnaufen. Dank Rückenwind war die zweite Hälfte sogar noch ein paar Sekunden schneller als die erste. Endzeit 4:39:49. Bin sehr zufrieden – manchmal muss man mich halt zu meinem Glück überreden.

Jetzt noch kurz die Medaille abholen. Ganz schön protzig das Ding, aber in diesem besonderen Fall, wie ich finde, der Situation völlig angemessen. Auf zu Steffi und Reinhard. Nur zufriedene Gesichter. Reinhard musste zwar trotz guter Vorbereitung ab Kilometer 28 etwas Tempo rausnehmen, erzielte aber mit einer Zeit von 4:10 einen hervorragenden 8. Platz in seiner Altersklasse M70. Steffi konnte ihre Marathonbestzeit auf 4:04:06 verbessern.

 

Link zum Veranstalter: https://www.frankfurt-marathon.com